Heiße Sache unterm Rathausdach

Heiße Sache unterm Rathausdach

Stadtmuseum/Kleine Galerie | Museumsgeschichte(n)

Heiße Sache unterm Rathausdach

Für´s Auge, zum Reizen und zum Wohle – Miederwaren aus Döbeln sind mehr als ein Jahrhundert im In- und Ausland gefragt gewesen. Unter dem Markennamen „Reco-Mieder“ entstand Unterwäsche für die Frau.
Ob Büstenhalter, (Stütz-)Corsetts, Strumpfhalter und funktionale Mieder – die Döbelner Designer und Näher entwarfen und produzierten Damenmode für den Alltag wie auch für orthopädische Zwecke. Und das an der Eichbergstraße noch bis ins Jahr 2013.

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Im Museumsdepot unterm Rathausdach liegen die Schätze der Döbelner-Reform-Corset-Fabrik – kurz: Reco.
Gut verpackt in schlichten, säurefreien Museumskartons. Frische 13,8 Grad Celsius zeigt das Digitalthermometer im Depot. Etwas wärmer wird es einem, wenn die Deckel der Kisten abgenommen sind: Unterwäsche aus reiner Baumwolle und Dederon hält die 119-jährige Firmengeschichte wach. „Unsere Sammlung haben wir Dorothea Schmidt, der Tochter eines der Firmengründer zu verdanken. Etwa 110 Stück vom BH bis zum Stützcorsett und auch hochwertige Original-Verpackungen sind in unserem Bestand“, sagt Museumsleiterin Kathrin Fuchs. Dorothea Jehmlich, verheiratete Schmidt, hatte die Geschäfte von Reco-Mieder von 1949 bis 1973 geführt – zunächst als Eigentümerin, nach der Komplett-Verstaatlichung 1972 als Betriebsleiterin des VEB Reco Mieder.

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Für Generationen von Frauen ist Reco-Mieder ein fester Bestandteil des Lebens gewesen – als Unterwäsche-produzent mit begehrter Ware und als Arbeitgeber mit bis zu 60 Beschäftigten. Im Stadtbild erinnert heute nichts mehr daran. Kein Denkmal wie bei Beschläge-Fabrikant Robert Tümmler am heutigen Kaufland, kein Straßenname wie bei Seifenhersteller Hermann Otto Schmidt im Gewerbegebiet Döbeln-Ost.
Doch ehemalige Reco-Mitarbeiter halten die Erinnerung an die Traditionsfirma wach. Sie trafen sich bis zur Corona-Pause 2020/21 stets im Frühjahr und Herbst in der Gaststätte Bavaria. „Anfangs waren wir etwa 30, mittlerweile sind wir zehn bis zwölf“, sagt Irmgard Portig. Die heute 79-Jährige hatte ab 1955 eine zweijährige Lehre zur Miedernäherin bei Reco absolviert. Sie blieb ihr gesamtes Berufsleben dem Betrieb treu ‑ bis zur Rente 1997. „Die schönste Zeit waren meine Anfangsjahre, als die Firma noch privat geführt war. Das Eigentümer-Ehepaar Schmidt war sehr menschlich und familiär. Wir hatten es gut“, sagt Irmgard Portig. Sie habe alles miterlebt: die Zeit des Familienbetriebes, die Teil- und Komplettverstaatlichung, den Zusammenschluss des VEB Reco Mieder mit Roßweiner und Radebeuler Standorten 1978 und den Verkauf nach der Wende. Qualität war bei Reco-Mieder immer wichtig. „Wir waren Spitze; arbeiteten auch für das Exquisit und die Kaufhalle Köln“, erinnert sich Irmgard Portig.

Im Stadtmuseum des Döbelner Rathausturmes ist Reco-Mieder natürlich präsent. Ein Teil der Dauerausstellung zeigt ein Korsett mit Fischbein verstärkt um 1900 und Leibbinden und Hüfthalter aus den 30er Jahren.

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Kathrin Fuchs nimmt einen Büstenhalter aus einem Karton und fühlt den Stoff zwischen Daumen und Zeigefinger: „Die Qualität ist hervorragend. Die Wäsche hält bereits seit Jahrzehnten. Das ist beeindruckend.“ Und die kommt nicht von ungefähr. Die Enkelin von Firmengründer Willy Jehmlich erinnert sich. „Bis zur kompletten Enteignung 1972 sind alle Produkte in Eigenregie durch meine Mutter Dorothea Schmidt gestaltet. Messemuster hat sie teilweise sogar in der heimischen Küche entworfen“, sagt Kersten Wald.

Genauso hochwertig ist auch die Verpackung gewesen. Im Depot zeigen aufwändig gestaltet Schachteln die Liebe zum Detail. Der Schriftzug Reco steht in goldenen Lettern auf marineblauem Grund. Sind Werbeslogans heute kurz und knackig, durfte es früher etwas ausführlicher sein: „Reco ist der beste Gesundheits-Hüfthalter der Gegenwart. Das vollkommenste für die heutige Mode. Eng anliegend, schlank machend und bürgt für tadellose Passform“, lautete die Aufschrift in den 1930er Jahren. Und ist auch heute noch aktuell. (Text: Andy Scharf)

Firmengeschichte:

Ursprung der Döbelner Miederwarenherstellung war das Nähmaschinen- und Fahrradgeschäft Eduard Rühle am damaligen Theaterplatz (heute Optiker Sandow, Bahnhofstraße 1). Rühle eröffnete 1894 im Hinterhof mit zwölf Näherinnen eine Corsetfabrikation. Im Oktober 1899 lief unter der Firmierung "Döbelner Corsetfabrik Eduard Rühle" die Großproduktion an.

Am 6. Oktober 1919 wurde die Arbeit in der Greinerstraße (heutige Eichbergstraße) aufgenommen. Es war zudem die Geburtsstunde der "Döbelner-Reform-Corset-Fabrik Rühle & Jehmlich", wovon der Markenname Reco abgeleitet wurde. Ab 1926 war Willy Jehmlich Alleininhaber und erweiterte das Fabrikgebäude. Die Firma hatte
246 Angestellte.

Während des 2. Weltkrieges wurde die Produktion zunehmend auf die Fertigung medizinischer Artikel (Bandagen) umgestellt und später teilweise stillgelegt.

Im Oktober 1949 übertrug Willy Jehmlich die Firmenleitung seiner Tochter Dorothea Schmidt. Ihr Mann Werner Schmidt entwickelte seit 1951 mit dem Betriebsmechaniker mehrere Maschinen zur Steigerung der Produktion. Produkte wurden hauptsächlich im nichtsozialistischen Ausland abgesetzt. Außer Miederwaren entwickelte der Betrieb medizinische Bandagen und Spezialbüstenhalter mit Epithesen. Über Devisen kaufte sich die Firma Spezialmaschinen aus dem Ausland und sicherte damit das „Weltniveau“ ihrer Produkte.

1972 wurde der Betrieb verstaatlicht und zum VEB Reco Mieder, 1978 mit den Roßweiner und Radebeuler Standorten zusammengelegt. 1990 entstand die „Reco-Mieder GmbH“, die 1993 von der Treuhand samt Markenrechten an die "Otto-Thänert-Textil- und Kunststoff GmbH & Co. KG Burgwedel" verkauft wurde. Die neuen Eigentümer setzten auf Medizinprodukte (orthopädische Hilfsmittel und BHs für Prothesenträgerinnen), bis sie 2008 aus Altersgründen ihre Firmenanteile an die französische Unternehmensgruppe Thuasne (Textilhersteller) verkauften. Die neuen Eigentümer entschlossen sich bereits 2011 zur schrittweisen Stillegung des Döbelner Werkes, bis März 2013, womit die verbliebenen 45 Angestellten ihre Arbeit verloren.

Dufte Sache unterm Rathausdach

Dufte Sache unterm Rathausdach

Stadtmuseum/Kleine Galerie | Museumsgeschichte(n)

Dufte Sache unterm Rathausdach

Seite 8 9Fundus Archiv 2 kleinKleine Stiefel liegen in der Kiste. In weiß und gelb. Larissa Batt vom Stadtmuseum zieht den Karton unter dem Tisch hervor, schlägt die Papplaschen auf – und ein angenehmer Duft verbreitet sich im Rathausturm. „Die kleinen Deko-Stiefel sind bei Besuchern beliebt. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit ist es eine nette Geschenkidee“, sagt die Mitarbeiterin.
Die Miniaturvarianten des Döbelner Riesenstiefels sehen nicht nur gut aus, sondern duften, denn sie bestehen aus Seife. Und auch das ist kein Zufall. Denn ein wichtiger Teil von Döbelns Industriegeschichte fußt buchstäblich auf der Produktion der aromatischen, pflegenden und säubernden Produkte.
„Vor 100 Jahren expandierte die Seifenproduktion in Döbeln mit dem Bau des neuen Fabrikgebäudes in der Rößchengrundstraße. Um 1900 war die Seifenfabrik von Hermann Otto Schmidt ein wichtiger Arbeitgeber und Teil der industriellen Entwicklung Döbelns zu dieser Zeit“, erklärt Kathrin Fuchs, Leiterin des Stadtmuseum.

Vor 140 Jahren begann die industrielle Seifenproduktion in der Stadt – damals übernahm Hermann Otto Schmidt die Seifenfabrik von Eduard Lippmann. In den Folgejahren steuerte das Unternehmen auf Wachstumskurs. Die Anzahl der Mitarbeiter wuchs auf 90 im Jahr 1921. Fritz Schmidt, Sohn von Hermann Otto, wurde alleiniger Gesellschafter und zog in einen Neubau an der Rößchengrundstraße, um dort Kern- und Schmierseifen, Waschpulver sowie Fein- und Spezialseifen herzustellen.

Seite 8 9Fundus Archiv 4 kleinIn den Folgejahren wechselten die Firmierungen zwar, der Standort blieb allerdings bis zur politischen Wende 1989/1990 bestehen. Und die Seife machte Döbeln über die Grenzen der damaligen DDR hinaus bekannt. „Unter dem Markennamen 'Decenta' und ab 1981 'Florena' wurden in der Rößchengrundstraße Pflegeprodukte verschiedener Couleur gefertigt: Wasch- und Rasierseifen, Seifennadeln und natürlich auch Luxusseifen gingen vom Ostbahnhof aus ins ganze Land“, zeigt Kathrin Fuchs auf.

Ein Teil der Dauerausstellung im Stadtmuseum beschäftigt sich mit Döbelns Industriegeschichte und damit auch der Seifenproduktion. Neben den ausgestellten Exponaten befinden sich noch fast 100 Decenta-Seifen und Florena-Artikel im Depot des Stadtmuseums. Darunter klangvolle, exotische Produkte namens „Saphir“ bis hin zu pragmatisch klingenden wie „Euskin Schönheitsseife“. Es ist eine Zeitreise durch Döbelns Geschichte, die unter anderem anhand von Verpackungen und Werbeslogans auch Veränderungen festhält. Assozieren Werbetexter heute Seife beispielsweise mit einem aufregenden Ritt über die Wellen des Ozeans, brachten die Kreativen des VEB Decenta Döbeln den erhofften Effekt von „Euskin Schönheitsseife“ eher nüchtern auf den Punkt.
So ist auf der Verpackungsrückseite zu lesen: „Der Alterungsprozess der Haut ist aufzuhalten“.

Zu den musealen Beständen gehören auch Seifenpressen. 28 verschiedene Modelle besitzt das Stadtmuseum.
„Der Grundstock stammt aus dem ehemaligen Harthaer Industriemuseum. Wir sammeln weiter und freuen uns über jedes neue Stück. Denn die Aufgabe eines Museum ist, zu sammeln, zu bewahren und damit zu überliefern“, sagt Kathrin Fuchs.

Der kleine Seifenstiefel ist nicht die einzige Erinnerung an die Döbelner Seifengeschichte. Im nördlichen Teil des Gewerbegebietes Döbeln-Ost trägt eine Straße den Namen des Seifenproduzenten Hermann Otto Schmidt.
Damit bleibt dieser Teil der Döbelner Industriegeschichte im Stadtbild präsent. Den aromatischen Duft von Seifen, wie er Passanten noch zu DDR-Zeiten im Bereich der Rößchengrundstraße in die Nasen gedrungen sein soll, gibt es allerdings nur noch im Museum. (Text: Andy Scharf)

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Firmengeschichte:

 1876

 Hermann Otto Schmidt übernimmt die Seifenfabrik von Eduard Lippmann in Döbeln am
 Niedermarkt (heute Niedermarkt 2) und gründet die „Dampfseifen- und Glycerinfabrik“.
 Diese stellt vor allem hygienische Seifenblätter und Kernseifen her.

 1903

 Die Firma zieht in die Rößchengrundstraße, wo Fritz Schmidt 1921 alleiniger
 Gesellschafter der Firma ist.

 Erweiterung der Produktion im Neubau in der Rößchengrundstraße.

 Beschäftigte: 90

 Produktion: Kern- und Schmierseifen, Waschpulver, Fein- und Spezialseifen

 1937

 Nach dem Tod von F. Schmidt übernimmt die Erbengemeinschaft die Firma
 (Frau Fanny Schmidt und die beiden Söhne Hans und Werner Schmidt).

 1946

 Die Firma wird in Abwesenheit der Geschäftsführerin Fanny Schmidt (befand sich als
 politischer Häftling im Zuchthaus Bautzen) auf die Liste A der Firmen, die durch
 Volksentscheid in das Eigentum des Landes Sachsen übergegangen sind, gesetzt.
 Im Oktober erhalten die Mitinhaber Hans und Werner Schmidt ihre Geschäftsanteile
 vom Land Sachsen zurück.

 1948

 Durch einen Verwaltungsbescheid werden die Geschäftsanteile von Hans und
 Werner Schmidt im Grundbuch und Handelsregister wiederrechtlich gelöscht.

 Überführung in Volkseigentum - Name: VEB Decenta Döbeln

1981

 Zusammenlegung der Betriebe VEB Decenta Döbeln und VEB Florena Waldheim
 zum VEB Florena Döbeln-Waldheim

 1991

 Nach dem Eignungsvertrag erhält die Familie Schmidt das Vorkaufsrecht für den Erwerb
 der Firma. Auf Grund des hohen Preises und der Altlasten konnte das Vorkaufsrecht
 nicht in Anspruch genommen werden.

 1992

 Die Firma wird erneut privatisiert in Florena Cosmetic GmbH Waldheim

 07.12.1992

 Zu Ehren von Hermann Otto Schmidt wird im Gewerbegebiet Döbeln-Ost eine Straße
 „Hermann-Otto-Schmidt-Straße“ genannt.

Tümmlers Schätze unterm Rathausdach

Tümmlers Schätze unterm Rathausdach

Stadtmuseum/Kleine Galerie | Museumsgeschichte(n)

Tümmlers Schätze unterm Rathausdach

Seite 8 Tümmler Mitte klein bearbeitetFünf ziegelrote Backsteinblöcke stehen am Kaufland-Ufer der Flutmulde.
Auf den kleinen Sockeln sind zwei eiserne Kellergitter und ein Zaunsfeld drapiert ‑ teils mit grazilen Elementen und Verzierungen. Der Blick fällt auch auf eine schiefe Eisentreppe mit Geländer - am oberen Ende zeugen zwei vierblättrige Blumen von Liebe zum Detail. Es sind Fragmente, Bauteile, Steinplastik und Reliefs aus der einstigen Robert-Tümmler-Fabrik; zu DDR-Zeiten als DBM-Werk bekannt, die 2008 abgerissen worden war. Heute ist es Kunst, die im Stadtbild erinnern soll: an einen Teil Döbelner Industriegeschichte.

Der Dresdner Bildhauer Vinzenz Wanitschke (1932 - 2012), der auch den Stiefelbrunnen kreierte, schuf das Kunstwerk 2008. „Das Monument am Kaufland zeigt: Robert Tümmler ist im Döbelner Stadtbild noch immer präsent“, sagt Kathrin Fuchs, Leiterin des Stadtmuseums. Zum Ensemble gehört auch eine dreiflügelige Klinkermauer, deren Mittelteil fast sieben Meter in die Höhe ragt. In einer halbrunden Vertiefung steht eine menschliche Steinplastik, die einst an der Fabrikfassade prangte. Kathrin Fuchs verweist auf den benachbarten Fußgängersteg, der die Innenstadt und das ehemalige Gründerzeitviertel verbindet: der Tümmlersteg. Doch es gibt viel mehr Greifbares, das das Schaffen des Unternehmens festhält. „Für uns sind die Erzeugnisse aus der Tümmler‘schen Fabrik wahre Schätze. Und diese bewahren wir in
unserem Depot auf“, macht Kathrin Fuchs neugierig.

Seite 8 links klein bearbeitet Steinplastik neu bearbeitet   Seite 8 rechts klein bearbeitet


Insgesamt etwa 10.000 Objekte umfasst der Bestand des städtischen Museums - von historischen Dokumenten über Skulpturen und Bilder, bis hin zu Industrieerzeugnissen und darunter Beschläge und Türklinken. Und letztere gehören zu jenen Schätzen Tümmlers. „Rund 1.500 Stücke aus der Fabrikproduktion bewahren wir auf – vom Klingelschild bis zum Türknauf. Nur ein kleiner Teil ist in unserer Dauerausstellung zu bewundern“, zeigt Harry Heidl auf, er sichtet, ordnet und dokumentiert thematisch den Depotbestand zur Industriegeschichte im Depot. „Einiges ist geschafft, es bleibt aber noch viel zu tun. Aus der Döbelner Industriegeschichte haben wir insgesamt 3.500 Exponate verschiedener Branchen und Firmen“, so Heidl. In speziellen, grauen Archivierungskartons werden die Teile aufbewahrt; Fotos auf den Kisten weisen auf deren Inhalt hin. Die Produktstile sind vielfältig. „Es gibt schlichte Modelle von Knäufen, Griffen und Beschlägen aus dem DBM, die sich teilweise in Einfach- und Klarheit an Bauhauselementen orientieren. Das war typisch für die DDR-Produktion“, erklärt Museumsleiterin Kathrin Fuchs.
Die Stücke aus der Tümmler-Zeit hingegen sind oft kunstvoll gestaltet – im Design des Jugendstils (Ende 19. Jahrhundert) bis zu Art-Deco (1920er bis 1940er Jahre).

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Fünf einzelne Komplexe in der Dauerausstellung im Rathausturm dokumentieren bisher die Döbelner Industriegeschichte, die ständig erweitert und ergänzt wird. Neben der Firma Robert Tümmler bilden Exponate und Infotafeln die Historie der Zigarren-, Miederwaren-, Seifen- und Silberwarenproduktion ab. „Die Industrie hat die Entwicklung und das Leben der Döbelner geprägt. Auch der Bau unseres imposanten Rathauses 1910 bis 1912 ist auf die damalige wirtschaftliche Bedeutung der Stadt zurückzuführen“, sagt Kathrin Fuchs. (Text: Andy Scharf)

Zur Geschichte der Fa. Robert Tümmler

Die Fabrik wurde am 17. Juni 1878 gegründet. Errichtet wurde sie damals als Werkstatt des Graveurs Wilhelm Robert Tümmler. Die Firma wuchs schnell und stellte später vor allem Möbelbeschläge her. Ab 1927 produzierte Tümmler auch Autokarosseriebeschlagteile (Türgriffe etc.). Das Unternehmen wurde Zulieferer für Opel, Daimler Benz, Horch und dann der Auto-Union. Zu den herausragenden Leistungen gehört beispielsweise der erste verschließbare Türgriff (1930) und die Erfindung und Produktion der Lenkstocksicherung. 1939 wurde für die Fabrikation der Karosseriebeschläge ein eigenes Werk gebaut; Möbelbeschläge blieben jedoch das Kerngeschäft. Es wurde bis nach Afrika und in die USA exportiert.

1928: Tümmler beschäftigte 1.400 Mitarbeiter. Zur Zeit des Nationalsozialismus betrieb die Firma Rüstungsproduktion - auch mit über 100 sowjetischen Kriegsgefangenen sowie 500 Fremd- und Zwangsarbeitern.
Im April 1945 gab es fast 2.000 Beschäftigte. Der letzte Inhaber Erhard Tümmler gehörte der NSDAP an.

1946 wurde die Firma in einen Treuhandbetrieb umgewandelt. Etwa 80 Beschäftigte produzierten Vorhängeschlösser, Bügeleisen, Bestecke, zahnärztliche Instrumente und Möbel- sowie Fahrzeugbeschläge.
Die förmliche Enteignung wurde am 1. Juni 1948 vollzogen. In der heutigen Schillerstraße im Tümmler-Komplex befand sich Werk 1 des VEB Döbelner Beschläge- und Metallwerk (DBM). Im VEB waren bis zu 2.000 Menschen beschäftigt. Die Firma produzierte und vertrieb vor allem Autobeschläge, Baubeschläge, Möbelbeschläge und Schlösser. 1990 wurde der Betrieb in die Döbelner Beschläge- und Metallwerke GmbH umgewandelt.

Quelle: www.archiv.sachsen.de (20850 Robert Tümmler, Metallwarenfabrik Döbeln; Einleitung Karolin Schmidt, 2003)

Museumsgeschichte(n)

Museumsgeschichte(n)

Stadtmuseum/Kleine Galerie

Museumsgeschichte(n)

Döbelns Industriegeschichte macht einen bedeutenden Teil des Sammlungsbestandes im Stadtmuseum
im Rathaus aus. Die Museumsgeschichte(n) gewähren Einblicke in das Depot.

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Tümmlers Schätze
unterm Rathausdach

 

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Dufte Sache
unterm Rathausdach

 

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Heiße Sache
unterm Rathausdach


Die Dauerausstellung zur Industriegeschichte kann im Stadtmuseum im Rathausturm besucht werden.
Öffnungszeiten: Dienstag 10 - 18 Uhr, Mittwoch und Donnerstag 10 - 16 Uhr, Freitag 9 - 12 Uhr.

Ausstellung Tim Haase

Ausstellung Tim Haase

Stadtmuseum/Kleine Galerie | Ausstellungen

Ausstellung vom 6. Oktober bis 27. November 2020
im Treppenaufgang des Rathauses
(verlängert bis Januar 2021)

Tim Haase - Döbeln

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Flyer Tim Haase Ausstellung 06.10. 27.11.2020

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