Das Döbelner Rathaus

Die Geschichte des Döbelner Rathauses

Bereits 1409 wurde für Döbeln ein Rathaus urkundlich erwähnt. Bei Stadtbränden fielen in der Folgezeit mehrere Rathausbauten den Flammen zum Opfer.

Das beim Stadtbrand von 1730 ausgebrannte Rathaus wurde wieder aufgebaut, jedoch erwies sich Mitte des 19. Jahrhunderts dieser Bau als räumlich unzureichend und erneuerungsbedürftig. Die kontinuierlich wachsende Einwohnerzahl und die zunehmende Industrialisierung – begünstigt durch den frühen Bahnanschluss – veränderten das Bild und die Aufgaben der Stadt beträchtlich. Der Wohlstand der Zeit forderte ein neues Rathaus.

1900 beschloss der Rat zu Döbeln den Bau eines neuen, repräsentativen Rathauses. Das alte Gebäude sowie das angrenzende Stadthaus und vier Wohnhäuser wurden im Mai 1910 abgerissen. Damit war Baufreiheit für das neue Döbelner Rathaus geschaffen. Am 30. Mai 1910 erfolgte die Grundsteinlegung und nach nur zwei Jahren Bauzeit fand am 14. Oktober 1912 die feierliche Weihe des neuen Rathauses statt.

Döbelner Rathaus (Foto: Henry Kunze)

Der Rathausneubau war eine städtebauliche Meisterleistung. Der Winkelbau, der 59 m hochragende, in barocker Form gehaltene Turm, die hohen Renaissancegiebel und steilen Ziegeldächer sowie der plastische Schmuck charakterisieren das Rathaus und machen es zu einem unverkennbaren Bauwerk. Das Rathaus dominiert nicht nur den Obermarkt, sondern prägt gemeinsam mit der Nicolaikirche die Silhouette der Stadt.

Eine Besonderheit des Rathauses ist das Sitznischenprotal aus dem Jahr 1571. Ursprünglich war es das Eingangsportal zum alten Rathaus und ziert nun den Nebeneingang in der Stadthausstraße. 

Zahlreiche Skulpturen und Reliefs schmücken das Rathaus.

Das Hauptportal wurde nach Renaissancevorbildern mit klassizistischen und Jugendstileinflüssen gestaltet. Links und rechts auf den Sockeln steht jeweils eine überlebensgroße männliche Figur mit gesenktem Haupt. Der linke muskulöse Jüngling symbolisiert die Tatkraft, während die rechte Plastik, ein bärtiger Alter mit Schriftrolle, für die Klugheit steht. Die im Halbrelief dargestellten Tauben, die Biene, der Käfer und die Eidechsen sollen fabularisch für den Fleiß der Bürgerschaft stehen. Für das Schlusssteinmotiv wählte man die Doblina als Schutzpatronin, die das Stadtwappen mit beiden Händen schützend umfasst. Am Turmerker über dem Hauptportal befindet sich ein hervorspringender Reliefstein, der in der Form einer weiblichen Figur mit zwei auslaufenden Wasserkrügen unter dem Arm die zwei Döbeln umfließenden Muldearme versinnbildlicht.

Sitznischenportal aus dem Jahr 1571 - heute Nebeneingang des Döbelner Rathauses in der Stadthausstraße (Foto: Stadt Döbeln)

Über dem Hauptportal des Döbelner Rathauses wacht Doblina, die Schutzpatronin der Stadt - (Foto: Stadt Döbeln)

Hauptportal des Döbelner Rathauses (Foto: Henry Kunze)

Die Reliefs an der Seite zum Ratskellereingang stellen die Industrie und die Landwirtschaft dar. In den Verdachungen der Fenster des Sitzungssaales verkörpern Steinköpfe den Handels-, Gelehrten-, Handwerker- und Soldatenstand.

Mit den drei Köpfen an der Südseite wird den Erbauern des Rathauses, Prof. Hugo Licht, Stadtbaumeister Otto Richter und Bürgermeister Richard Müller gedacht.

An den Mauern der Stadthausstraße erinnern Steinskulpturen an den ersten Maurerpolier Walde, der sich beim Rathausbau verdient gemacht und dafür die Baumeisterwürde erhielt und an den Bildhauer Johannes Hartmann, den Schöpfer aller Plastiken des neuen Rathauses und des Taubenmädchens vom Schlegelbrunnen vor dem Rathaus. Auch das sächsische Wappen wurde an dieser Seite angebracht.

Eine mittelalterliche baukünstlerische Tradition wurde mit drei sogenannten „Scherzreliefs“ an der Kellergeschoss-fassade des Westflügels aufgegriffen. Das Relief in der Stadthausstraße ist ein Hinweis auf die Stadtpolizeiwache.
In Fabeltypologie werden Wolf und Fuchs als die Verkörperung des Bösen, an Eisen gekettet, von einem „Polizei“-Hund abgeführt.
Am Südgiebel dieses Flügels ist ein Relief dem Streit um den Rathausneubau gewidmet. Der in der Mitte kniende Hund, der mit seinen Vorderpfoten den Rathausplan festhält, stellt den Stadtbaumeister Otto Richter dar, der den Rathausplan fest in seiner Gewalt hat. Beidseitig sind zwei bissige in geduckter Haltung dargestellte Hunde zu sehen, die sich am Plan verbeißen und zerren. Mit diesem Motiv wird der Architektenstreit dargestellt, der sich mit dem Rathausbau verband.
Das dritte Relief an der Ostfassade des Westflügels weist auf die Präsenz der Sparkasse im Rathaus hin, die bis 1994 aktuell war. Zwei Putten halten ein Transparent mit der Aufschrift „Spare in der Zeit, so hast du in der Not“.
Die linke Putte hält einen Spartopf.

Scherzrelief am Döbelner Rathaus (Foto: Henry Kunze)

Scherzrelief am Döbelner Rathaus (Foto: Henry Kunze)

Scherzrelief am Döbelner Rathaus (Foto: Henry Kunze)

Im Döbelner Mosaik Teil IV finden Sie einen ausführlichen Text zum Döbelner Rathaus (erhältlich in der Döbeln-Information, im Stadtmuseum oder im Stadtarchiv).

Öffnungszeiten des Döbelner Rathauses


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